Lebensmittel aus Ökologischem Landbau - Der Mensch ist was er isst!

Zu den in kursiv verfassten Unterrichtsvorschlägen werden bis zum Frühjahr Literaturangaben ins Netz gestellt, in denen über erprobte Unterrichtsreihen berichtet wird und Materialien vorgestellt werden.

Von Johann-Wolfgang Landsberg-Becher

Der Verzehr ist oftmals Gesprächsgegenstand in der Schule, wenn über die Schulmilch, die Pausenordnung, das Gesunde Schulfrühstück, den selbstverwalteten Schulkiosk, die Öko- und/oder Vollwertcafeteria, das Mittagsessen, den Getränkeautomaten oder dem Imbiß vor der Schule beratschlagt wird.

Der folgende Beitrag soll einen Überblick zum Ökologischen Landbau vermitteln und schulische Aktivitäten hierzu vorstellen.

Zur leichteren Lesbarkeit erscheinen Hinweise für schulische Aktivitäten kursiv und rechtsbündig. Bei den vorgeschlagenen Besuchen von landwirtschaftlichen Betrieben ist es günstig und gelegentlich zum Vergleich unterschiedlicher Bewirtschaftungsformen notwendig, mehrere zu besuchen und die Beobachtungen miteinander zu vergleichen und es nicht bei einem einmaligen Besuch zu belassen. In anderen Fällen bietet es sich an, denselben Hof wiederholt aufzusuchen und dabei auf die Entwicklung während des Jahres zu achten. Das gilt besonders für Schülerinnen und Schüler aus der Großstadt.

Die Bedeutung des Essens ist allgegenwärtig. Sokrates meinte zwar, dass wir nicht leben um zu essen, sondern essen um zu leben; einige seiner Zeitgenossen scheinen jedoch offenkundig das Gegenteil gedacht zu haben und bei uns gilt das geflügelte Wort: "Essen und Trinken hält Leib uns Seele zusammen".

... geht es um die Gesundheit und das Leben oder

Feuerbachs bekanntes "der Mensch ist, was er isst" hat einen weiterdenkenden Vorläufer "alles das, das er aus ihr isset, dasselbig ist er selbst ... aus dem er gemacht ist, aus dem muss er leben" (Paracelsus).

... geht es um den Stoffkreislauf und die inneren Zusammenhänge?

Während Städter von "gesunden Lebensmitteln" sprechen, reden Landwirte vom Erhalt der Bodenfruchtbarkeit. Die unterschiedliche Sprache ist Ausdruck sehr unterschiedlicher Interessen, Sichtweisen und Verantwortlichkeiten. Die Auseinandersetzung um die auf den Markt gebrachten Lebensmittel ist eine Frage des gesundheitlichen Umweltschutz, in der Öffentlichkeit jedoch meist als eine Frage der Gesundheitsvorsorge wahrgenommen -- selbst von den hierfür sensiblen Käufern in Reformhäuser geben 2/3 der Kunden als primäres Motiv die Sorge um die Gesundheit an. Tatsächlich ist die Frage nach einer angemessenen Produktion von Lebensmitteln vornehmlich eine des vorsorgenden Umweltschutz. (Interessanterweise wird das andere sehr aktuelle Thema des gesundheitlichen Umweltschutz, die Lärmprävention, als eines des Umweltschutz angesehen und die eigene gesundheitliche Gefährdung geleugnet).

  • Sammlungen und Collagen der diesbezüglichen Werbung

Im Folgenden wird dargestellt, dass es sich nicht nur lohnt, die Versorgung in der Schule zu verändern, s. hierzu Landsberg-Becher & Seidler, sondern dass es sich auch lohnt und von großer Wichtigkeit ist, sich grundsätzlich mit Fragen der Erzeugung der Lebensmittel auseinanderzusetzen und Einkaufsmöglichkeiten, Vermarktung und vor allem Produktion der Lebensmittel zu erkunden.

  • Manuel Schneider (2000): Mythen der Landwirtschaft --
  • Fakten gegen Vorurteile, Irrtümer und Unwissen --
  • Argumente für eine ökologische Agrarkultur
  • Stiftung Ökologie & Landbau, Sonderausgabe Nr. 76
  • schneider@schweisfurth.de

Exkursion zu einem Landwirtschaftsbetrieb

Viele dieser Themen sind im Rahmen eines Projektes, am besten während einer ökologischen Klassen- oder Kursfahrt, zu bearbeiten:

Wirtschaftliche Situation des Betriebes
Verteilung der Flächen
Verhalten der Haustiere
Hornlosigkeit, Ohrclips, Milchleistung, Futter, Rangordnung, Anstehen beim Melken, Fressplatz, Suchen des Liegeplatzes
Böden des Hofs, Düngung, Bodenprofile
Pflanzenanbau, tabellarische Erfassung der Fruchtfolge
soziale Lage des Betriebes, Bäuerin, Kinder, Altenteil, Geschichte des Hofs
Betriebswirtschaft: Nettoeinkommen, Ausstattung mit Maschinen, Nutzfläche, Kosten für Futtermittel
Zeitpunkt und Ausmaß der Gülleverregnung

Der Besuch ist umso erfolgreicher je intensiver er vorbereitet wird, dazu gehören vor allem Protokollformulare, Beobachtungsanleitungen und gesammelte Fragebögen für eine strukturierte Besichtigung.

Landwirtschaft im Wandel

Vom Ende des 19. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts führten Kunstdünger, Mechanisierung und neue Sorten zu einer tiefgreifenden Veränderung der Landwirtschaft, z. B. versechsfachte sich in diesem Zeitraum der Flächenertrag für Kartoffeln. Schon in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden die Gefahren wirtschaftlicher Abhängigkeit von der Agrarindustrie von dem Schweizer Ehepaar Müller erkannt, treibendes Motiv den organisch-biologischen Landbau zu propagieren.

Auf Grund der Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität ernähren immer weniger Bäuerinnen und Bauern immer mehr Städter. Zu Beginn des westdeutschen Wirtschaftswunders war jeder vierte Erwerbstätige in der Landwirtschaft, heute ist es jeder dreißigste. Von den ehedem 1,65 Mio. Höfen wurden in dem vergangenen halben Jahrhundert über 1 Million stillgelegt und weitere 40 Höfe schließen täglich.

Gleichzeitig fielen für Nahrungsmittel drastisch die Preise, früher gaben Städter die Hälfte des Einkommens für Nahrungsmittel aus, heute etwa 15 %. Mit dem Preisverfall ging auch die Abnahme des den Bauern verbleibenden Anteils einher, so steigerten Handel und verarbeitende Industrie ihren Anteil an den Verkaufspreisen um die Hälfte und kassieren nunmehr zwei Drittel des Verkaufserlöse, während der den Bauern verbleibende Anteil um die Hälfte auf weniger als 20 % gesunken ist.

Diese Entwicklung ist nicht rundum negativ zu beurteilen, sie ermöglichte eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Lebenserwartungen für die Bäuerinnen und Bauern. Das Problem dieser Entwicklung ist jedoch die völlige Abhängigkeit der Landwirtschaft von dem staatlich geregeltem Agrarmarkt und den Subventionen der EU.

  • Beobachten und Zeichnen der Getreideernte, Beschreiben der Geräte und ihrer Funktion, Messen der Wuchsdichte und Halmlänge, Zählen der Ähren und Körner, Getreidearten, mikroskopische Betrachtung des Korns, Keimung
  • www.bml.de

Die enorme Leistungssteigerung in der Tierproduktion setzt nicht nur eine unter Tierschutzaspekten problematische Haltung voraus, sondern nimmt eine deutliche Zunahme von Erkrankungen in Kauf: Innerhalb von 35 Jahren stieg die Milchleistung um 30 %, während die Eutererkrankungen um 600% und die Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen um 300 % zunahmen. Auch dies fördert den Medikamenteneinsatz in der Tierproduktion.

  • Besichtigung einer Milchviehhaltung, Beobachtung des Melkens und Fütterns, Aufbereitung der Milch, Kälberstall, Krankheiten, Wiederkäuer, Erkundung der betrieblichen Kalkulation
  • Literaturrecherche in "Test", "Ökotest" o. ä. Magazinen
  • Erstellen eines Pfeildiagramms

Die Alternative: Nachhaltiger Ökologischer Landbau

Der ökologische Landbau verzichtet mit Mischkulturen, Fruchtfolgen und standortgerechten Sorten auf Monokulturen. Damit werden ebenso die Bodenfruchtbarkeit wie die Artenvielfalt erhalten.

Der Boden erhält über die Fruchtfolge regelmäßig von Hülsenfrüchten gesammelten Stickstoff, ihm werden nicht konstant in gleicher Weise Mineralstoffe entzogen, er muss nicht so stark gedüngt werden. Der Dünger ist als Mist und Kompost organisch gebunden, es ist kein leicht löslicher Mineraldünger.

Auch Schadinsekten und Unkräuter werden nicht chemisch, sondern mechanisch oder biologisch bekämpft. Letzteres kann über die Förderung von Fressfeinden oder das Anpflanzen von aromatischen, die Schädlinge vertreibenden Pflanzen erfolgen.

Ähnlich vielfältig ist die Tierhaltung, bei der eine Massentierhaltung mit eingepferchtem Vieh verboten ist. Ferner dürfen keine Chemikalien und Medikamente zugefüttert werden, wie z. B. die zwar berüchtigten, jedoch legalen Antibiotika.

  • Köpke, U. (1999): Bedeutung des ökologischen Landbaus für den ländlichen Raum. In: Geographische Rundschau, 51, H. 6, S. 305 -- 311

Ökologischer Landbau im Überblick

1. Grundprinzipien der Nachhaltigkeit

  • die Nutzunsgsrate sich erschöpfender Rohstoffe darf die Rate des Aufbaus sich erneuernder Rohstoffquellen nicht übersteigen (Regel der nichterneuerbaren Ressourcen)
  • die Nutzungsrate sich erneuernder Ressourcen darf deren Regenerationsraten nicht überschreiten (Regel der erneuerbaren Ressourcen)
  • die Rate der Schadstoffemmissionen darf die Kapazität zur Schadtsoffabsorption durch die Umwelt nicht übersteigen (Schadstoffregel)

2. Grundprinzipien der Ökologie

  • Förderung der standörtlichen Bodenfruchtbarkeit
  • bestmögliche Wirtschaftsdüngerverwertung
  • Pflanzenernährung über biologische Aktivitäten des Bodens
  • Vielfalt der angebauten Kulturen
  • Ursachen- statt Symptombekämpfung zur Gesunderhaltung von Pflanzen und Tieren
  • Erhaltung und Förderung der Tiergesundheit durch artgemäße und aufeinander abgestimmte Fütterung, Haltung und Zucht
  • Förderung standortangepasster Nutztierrassen
  • multifunktionale Wirtschaftsweise
  • ein ausgewogenes Verhältnis von intensiv und extensiv genutzten Flächen
  • Qualitätsbeurteilungen nicht nur nach ernährungsphysiologischen Gesichtspunkten
  • ganzheitliches Denken im Hinblick auf Ökosysteme und Lebenszusammenhänge

3. Ziele des Ökolandbaus

  • Erhaltung der Bodenfunktionen ohne Zusatz von Chemikalien
  • Schutz von Natur und Landschaft
  • Erhalt der Energie- und Rohstoffquellen
  • Schonung des Grundwassers und Verbot von Kunstdünger und Pestiziden
  • Produktion von Milch und Fleisch ohne Einsatz von Antibiotika
  • Untersuchung von Brachflächen und deren Sukzession, Biotoppflege und Erkunden von Maßnahmen gegen die Verbuschung

Zur Kompensation dieser Selbstbeschränkungen und zur Sicherung des Ertrages der Ökologische Landbau wird durch die Pflanzung von Feldgehölzen die biologische Schädlingsbekämpfung gefördert, mit der Folge von bis zu sechsmal mehr Artenzahlen und achtfach erhöhten Siedlungsdichten von Vögeln.

  • Anlage, Pflege und Beobachtung von Hecken, dazu Erstellung von Plakaten, Beschreibung von Arten, Suche nach passenden Gedichten
  • Besuch eines Biobauern, Interview, Beschreiben und Zeichnen der Anlage, der Pflanzenzucht, von Obst und Feldrüchten, Verköstigung Rezepte, Gedichte

Arbeitsgemeinschaften

Systematisches Biogärtnern und Beobachten von Nahrungsketten und Reduzenten, Anlegen und Pflegen von Gehölzen sowie Beobachten der sich dort entwickelnden Lebensgemeinschaften, Untersuchungen der Böden und Experimente zum Bodenschutz sind Themen für Arbeitsgemeinschaften mit landbaulichem Schwerpunkt.

In dem Ökologischen Landbau wird bewusst auf Maximalerträge verzichtet, weil diese entweder den Boden zerstören oder/und das Grundwasser -- unser Trinkwasser -- durch Dünger und Gifte belasten. In Summa produziert der Ökologische Landbau 60 % weniger CO2-Emmissionen und 40 % weniger Energie wird verbraucht.

Der Ökologische Landbau sichert Arbeitsplätze und erhält die dörfliche Struktur sowie -- auf Grund der Feldgehölze und dem Anbau unterschiedlicher Früchte - das Landschaftsbild, was den Tourismus als Nebenerwerb der Landwirte unterstützt.

  • Besuch eines Nebenerwerbhofs oder eines "Heuhotels"

Gut 2 % der landwirtschaftlichen Betriebe bewirtschaften nach den Regeln des Ökologischen Landbaus 2,6 % der landwirtschaftlichen Nutzflächen (damit liegt Deutschland hinter Liechtenstein, Österreich, Schweiz, Finnland, Dänemark, Italien, Schweden und Tschechien in Europa mit gesamt 2,9 Mio. ha Anbaufläche auf dem 9. Platz. Von den weltweit bestellten 7,5 Mio. ha werden u. a. 1,7 Mio. ha in Australien und 0,9 Mio. ha in den USA angebaut). 85 % der deutschen Bio-Höfe gehören einem der Erzeugerverbände "Demeter", "Anog", "Bioland", "Bio Kreis", "Naturland", "Ökosiegel", "Gäa", "Biopark" und "Eco Vin" an.

  • www.agoel.de

Bereits 1991 trat die EG-Öko-Verordnung in Kraft, die die Kennzeichnung "bio" oder "öko" für pflanzliche landwirtschaftliche Erzeugnisse und Lebensmittel festlegt.

  • www.lacon-institut.com

Nach 7-jähriger Beratung wurde die Verordnung mit Wirkung vom 24. 8. 2000 für tierische Produkte, Tierhaltung und -- fütterung sowie Verarbeitung erweitert:
1. Gentechnisch veränderte Organismen sind generell verboten.
2. Die Tiere müssen Auslauf haben und hinreichend viel Fläche hat für die Ernährung der Tiere zur Verfügung zu stehen.
3. Die Futtermittel haben ökologisch produziert und frei von Antibiotika und Leistungsförderern zu sein.

  • Erkundung der lokalen Verordnungen zur Gülleverregnung
  • Milchleistung und Entwicklung von Krankheiten
  • Besuch eines schafhaltenden Betriebes, Malen, Video oder Fotografie der Schur, Aufbereiten von Wolle und Filzen, Märchen und Dichtung, Verköstigung von Käse, Kochrezepte

Bestehende Produktbezeichnungen können bis 2006 erhalten bleiben. Dies führt dazu, dass z. B. die Artikel "Bioghurt" oder "Biophar" eine nicht vorhandene Öko-Qualität suggerieren, während der Käufer sich fragt, ob z. B. Bio- oder Naturland wirklich EU-gemäß produzieren. Dass dem so ist, kann er dem Hinweis auf die Mitgliedschaft in der AGÖL entnehmen, aber das muss vorher er wissen.

Artgerechte Haltung

  • Mit zwar ähnlichen Ergebnissen wie die in der AGÖL organisierten Landwirte vertritt "Neuland" ein deutlich anderes Ziel, 1988 gegründet vom Deutschen Tierschutzbund, der Verbraucherinitiative, der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, der Umweltorganisation BUND und entwicklungspolitischen Aktionsgruppen. Hier geht es um mehr Tierschutz und artgerechte Haltung, was aber nichts mit Ökologischem Landbau zu tun hat.
  • Vergleich von Aufstallungssystemen,

z. B. Stall eines Schweinmastbetriebes mit einem von Neuland

  • Besichtigung einer Legehennenhaltung, Haltungsform, Legeleistung, Lebensdauer, Zustand und Verhalten der Tiere, Aufbau und Inhaltsstoffe des Hühnereies

Das Fleisch und die Fleischwaren haben deutlich bessere Kocheigenschaften und Geschmack als die konventionellen und es kommen Nahrungsmittel auf den Tisch, die garantiert keine Hormonreste, BSE-Erreger oder Schadstoffe enthalten. Neuland-Höfe arbeiten u.a. nach folgenden Prinzipien:

  • Sie gewähren den Tieren Auslauf. Käfighaltung und ständiges Anbinden der Tiere sind verboten.
  • Die Haltung der Tiere auf Stroh ermöglicht deren Wohlbefinden. In der Massentierhaltung stehen die Tiere meist auf Metallrosten, was eine Säuberung der Ställe erleichtern soll.
  • Dem Futter der Tiere werden keine Hormone, Tierkörpermehle und Antibiotika beigemengt

Bedeutung des Ökologischen Landbaus

Die Beeinflussung naturbelassener Biotope durch konventionelle Landwirtschaft wird als größte Beeinträchtigung angesehen, gefolgt von der Belastung des Bodens, des Oberflächen- und vor allem des Grundwassers. Ökologische Landwirtschaft ist hingegen als Gemischbetrieb organisiert und verfolgt idealtypisch das Prinzip geschlossener Kreisläufe. Mineralische Stickstoffdünger sind ebenso wie chemisch-synthetische Pflanzenschutzmaßnahmen verboten und naturbelassene Biotope bleiben geschont.

Selbstregulativ soll sich eine reichhaltige Lebensgemeinschaft stabilisieren, wozu mit Hecken, Feldgehölzen und -- säumen, Rainen und Randstreifen mögliche Lebensräume erweitert werden sollen. Nicht Pestizide, sondern natürliche Feinde sollen Lebewesen kurz halten, die die Ernte mindern könnten, biologische Schädlingsbekämpfung genannt.

  • Bestimmung der Unkräuter und Deckungsgrad auf 1/10 m2, Bestimmung der Bodenfauna, Verteilung bei unterschiedlichen Produktionsverfahren, auf unterschiedlichen Flächen und/oder verschiedenen Messpunkten auf einer Fläche

Hecken (Wallhecken, Knicks) sind nicht nur Lebensraum für viele die Lebensgemeinschaft stabilisierende Arten, sondern auch Windschutz. In der Nähe von ihnen sind deutlich höhere Ernteerträge als auf der freien Flur zu erzielen, bei Nord-Süd-Richtung wird dieser Effekt gegenüber dem vorherrschenden Westwind maximiert.

Vielfalt ist auch innerhalb der einzelnen Populationen notwendig, genetische Vielfalt. Je unterschiedlicher der Genpool der Nutztiere und -- pflanzen ist, desto dynamischer können sich die Tiere und Pflanzen an veränderte Lebensbedingungen anpassen, z. B. bei der Abwehr von Infektionen. Hochleistungszucht führt zur genetischen Verarmung, zur genetischen Erosion. Wenn dann Krankheiten oder Schädlinge die Produktion mindern, muss zu Chemikalien gegriffen werden, genau das, was der Ökologische Landbau vermeiden will.

  • Kartoffellegen, Keimen, Pflanze, Kartoffelernte, Lagerung, Inhaltsstoffe, vollwertige Gerichte, Geschichte der Kartoffel und Sorten

Bodenschutz

Chemisch-synthetische Kunstdünger dürfen nicht verwandt und Düngemittel nur beschränkt zugekauft werden, um den mit der Ernte verbundenen Austrag von Stoffen teilweise zu kompensieren. Die Nährstoffe werden nicht mehr leichtlöslich ausgebracht. Sie sind gebunden in Mist, Mulch und unterzupflügende Pflanzenteilen, aus denen Humus gebildet wird und aus denen während der Verrottung die Nährstoffe langsam und sukzessiv freigesetzt werden. So können sie von den nachwachsenden Pflanzen umgehend aufgenommen werden, ohne dass ein Überangebot der Nährstoffe in tiefere Bodenschichten abfließt und verloren geht.

  • Bestimmung des Kohlenstoffs im Boden
  • Humusgehalt, Krümelgröße, Poren, Wurmexkremente und Atmung
  • Projekt Ökologische Bodenbewirtschaftung: www.soel.de

Bodenschutz verlangt neben einem Belastung vermeidenden Nährstoffmanagement eine gefügeschonende Bearbeitung des Bodens. Störungen des Bodengefüges beeinträchtigen im Ökologischen Landbau mehr, weil die damit einhergehenden Beeinträchtigungen des Wurzelsystems nicht durch zusätzliche Nährstoffzufuhr ausgeglichen werden dürfen. Ferner werden bei einem verfestigten Boden die besonders wertvollen oberflächlich lagernden Teilchen eher weggeschwemmt als bei einem ökologisch bearbeitetem Boden.

  • Messen der Bodenverdichtung
  • Prüfung der Verfestigung des Bodens durch Messung der Einsickerungsgeschwindigkeit

Hauptziel ökologischer Bodenbearbeitung bei der Aufrechterhaltung der Bodenfruchtbarkeit ist die Optimierung des Bodenlebens, der Lebensbedingungen der im Boden lebenden Organismen. Der Boden wird im Ökologischen Landbau idealerweise nichtwendend -- also ohne Pflug -- zur Grundbodenbearbeitung aufgelockert. Es gibt für den Erhalt des Bodengefüges präzise Untersuchungen und genaue Regeln zur mechanischen Belastung des Bodens. Ist jedoch das Pflügen unumgänglich, sollte die Furche nicht tiefer als 15 cm sein, und wann immer es geht, sollte der Spurlockerer verwandt werden.

  • Messung der Bodenatmung
  • Messung der Selbsterhitzung von Kompost in einem Thermogefäß
  • Verteilung von Würmern in einer Kiste mit unterschiedlichen Böden

Eine weitere für den Boden bedeutsame Folge der Fruchtfolge ist der Umstand, dass die Böden nach der Ernte nicht lange offen liegen gelassen und der Winderosion preisgegeben werden. Abfließendes Wasser am Hang ist eine weitere Gefährdung. Ihr kann entgegengetreten werden, indem senkrecht zum Gefälle gepflügt wird, große Schläge durch Gehölze unterbrochen werden und die Kuppen der Hügel, einem wesentlichen Quelleinzugsgebiet, bewaldet bleiben.

  • Messung der Windgeschwindigkeit an Hecken, Knicks o. ä.
  • Messen des Ausmaß von Rinnenerosionen oder Schwemmfächer

Schutz des Trinkwassers

Über 50% der Flächen sind land- und 30 % forstwirtschaftlich genutzt. Sie bilden -- sofern sie angemessen bewirtschaftet werden -- die regenerative Kraft des Landes bei der Neubildung des Grundwassers und der mechanischen Reinigung der Luft für die übermäßige Belastung durch die Städte, Gewerbe- und Verkehrsflächen.

Der größte Teil des Trinkwassers wird im ländlichen Raum gefördert. In über der Hälfte aller deutschen Wassergewinnungsanlagen wurden aber Pflanzenschutzmittel festgestellt; in 15 % dieser Anlagen wurde der Grenzwert für Pestizide überschritten (in Bayern 22,6 %, EU-weit bereits 30 %). Die Pestizide haben seit den 50iger-Jahren fast die Hälfte der Wildpflanzenarten auf den Äckern und Feldern ausgerottet.

Es ist Vorsorge zu treffen, dass nicht Pflanzenschutzmittel, Nitrat und Keime aus der Landwirtschaft in das Grund- und Oberflächenwasser gelangen. Das ist keine übervorsichtige Vorsorge, in 46 % aller Wassergewinnungsanlagen wurden in Deutschland Rückstände von Pflanzenschutzmitteln festgestellt.
Nach 10 Jahren Ökologischer Landbau haben sich auf umgestellten Flächen wieder mehr als die Hälfte der ehemals ausgerotteten Pflanzenarten angesiedelt.

  • Messung des Nitratgehalts und Bestimmung des N-Düngerbedarfs

Die überhöhten Düngergaben konventioneller Landwirtschaft stellen eine große Belastung des Grundwassers mit Nitrat dar. Ca. 55 % aller Stickstoff und knapp 45 % aller Phosphoreinträge in die Gewässer Deutschlands stammen aus der Landwirtschaft. Der Eintrag von NOx aus der Landwirtschaft ist dreimal so hoch wie der Eintrag durch Verkehr und Kraftwerke. Im Überschuss optimiert Stickstoff die Aufnahme von Phosphor und Kalium, so liegt die Verführung nahe, Stickstoff im Überschuß zu düngen.

  • Nachweis oxidierbarer organischer Substanzen in ländlichen Fließgewässern qualitativ mit Kaliumpermanganat und quantitativ mittels der Bestimmung des biochemischen Sauerstoffbedarfs
  • Bestimmung des Phosphats im Boden und in Oberflächengewässern

Größere Wasserversorgungsunternehmen in der Bundesrepublik haben inzwischen begonnen, ihre Wasserqualität über die Förderung Ökologischen Landbaus zu sichern. Die Werke Dortmund und Leipzig sowie im Oldenburgisch-Ostfriesischen Verband stellen unternehmenseigene Landwirtschaftsbetriebe um, in Osnabrück und Regensburg verpachten sie die Flächen und fördern die Umstellung in Augsburg, München, Regensburg und Leipzig sowie im Zornedinger Zweckverband. Ferner fördern die Werke in Augsburg, Göttingen, München, Osnabrück, Regensburg sowie in Leipzig und die IG Weser die Vermarktung ökologischer Produkte. Beeindruckend sind die Zahlen aus München, wo 1996 71 % der Gesamtfläche mit 94 Betriebe auf 2250 ha Nutzfläche ökologisch bewirtschaftet wurden.

Ein Exkurs zur guten fachlichen Praxis: In der Diskussion um Pflanzenschutzmittel dürfen die theoretisch ermittelten Zielgrößen die Berechnung auf Basis idealisierter Annahmen nicht einziges Argument bleiben, die gängige Praxis muss Maßstab der Bewertung darüber sein, ob Pflanzenschutzmittel eine Gefahr für die Umwelt darstellen. Bei einer Untersuchung der Justus-Liebig-Universität Gießen ergab sich, dass in 26 % der Fälle in unmittelbarer Nähe eines Gewässers gespritzt wurde und dass lediglich 15 % der Landwirte "der guten fachlichen Praxis" gemäß Pflanzenschutzmittel ausbrachten. Alle anderen wiesen z.T. mehrere Verstöße auf:


Nachlaufende Düsen
24 %
Schiefer Spritzbalken
20 %
Abdrift von Spritznebel
43 %
Spritzen bei Windstärken > 3
22 %
Wenden mit laufender Spritze
11 %
Ablassen des Spritzbrührestes auf dem Feld
1 %

Artenschutz

Das Vorhandensein bestimmter Pflanzengesellschaften und entsprechender Lebensbedingungen für die Tiere sind traditioneller Weise wenig beachtete Ziele. Der Dachverband AGÖL hat sich dieser angenommen. Von den ca. 130 verschiedenen Arten der Ackerbegleitflora tritt die Hälfte wegen des intensiven Landbaus nur noch sporadisch auf. Besonders problematisch sind der großflächige Einsatz von Herbiziden und der enorme Stickstoffeintrag. Die große Leistung des Ökologischen Landbaus zeigte sich, als z. B. auf nicht mehr als nur 8 Höfen in Nordrhein-Westfalen über ein Viertel dieser bedrohten Pflanzenarten nachgewiesen werden konnte.

  • Kartographieren von Feldgehölzinseln, Hecken und doppelten Wallhecken Rückgang des Rebhuhns
  • Anzahl der Vogelarten bei unterschiedlichen Biotopen, fliegen die Vögel in Obstplantagen hinein oder darüber hinweg?

Landschaftsbild

Die Feldflorenreservate stellen weitere Verbesserung dar. Ebenfalls bedeutsam sind Feldsäume, die nach der Ernte wichtige Lebensräume für Nützlinge wie Tagfaltern bieten. Aus diesem Grunde sollen derartige Säume lediglich einer Staffelmahd unterzogen werden. Der Verbund von Biotopen steigert die Effektivität der einzelnen Biotope, sofern der Verbund -- und das ist sehr wesentlich -- den zu vernetzenden Biotopen möglichst ähnlich ist.

  • Untersuchung einer Streuobstwiese. Sammeln von Pflanzenteilen, Bodentieren und Herunterschütteln von Insekten, systematisch Zuordnen, Nahrungskette, Verköstigung und Ranking von Obstsorten

Ökologie & Ökonomie

Beschäftigung in der Region

Ökohöfe benötigen Menschen für die Bereitstellung im regionalen Vertrieb, Waschen, Verarbeiten, Verpacken, ggf. selber Vermarkten. Mit dem Ökologischen Landbau sind verarbeitendes und weiteres Handwerk verbunden. Die regionsbezogene Produktion, Vermarktung und Verarbeitung setzen einen regionalen Gütertransport voraus. Dies sind alles arbeitsintensive und arbeitsplatzfördernde Betriebsformen.

Die Bundesanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig stellte in einer europaweiten Studie fest, dass ökologische Höfe gleichhohe Gewinne wie konventionelle erwirtschaften und bezogen auf die Familienarbeitskraft sogar etwas mehr verdienen. (In einer zeitgleichen Studie der UN wurden für die Landwirte in der Dritten Welt sogar Ertragssteigerungen um bis zu 300 % prognostiziert).

Ökonomisch Umsteuern

Die kaum wahrgenommenen sozioökonomischen und die lediglich verbal gepriesenen ökologischen Leistungen sind nicht kostenfrei. Der konventionelle Landbau kann preisgünstig produzieren, da die von ihm verursachten Kosten, z. B. für die Reinigung des durch den Eintrag von Pestiziden und Stickstoff verunreinigten Trinkwassers, nicht in den Preis der Nahrungsmittel eingehen, sondern von der Allgemeinheit über die Trinkwassergebühren getragen werden (Externalisierung).
Ganz anders ist die Situation für den Biobauern. Er verursacht keine Kosten, hat aber mehr Arbeit aufwenden müssen, um den Verzicht auf Kunstdünger zu kompensieren, und damit teurere Produkte hergestellt. Das sind beispielsweise eine im Mittel um ein Drittel geringere Getreideernte und im Vergleich zur Bullenmast 20 % mehr Produktionskosten bei der Mutterkuh-Haltung.

Was könnte auf den Verbraucher zukommen? Beispielgebend seien kurz die Ergebnisse zweier Modellrechnungen vorgestellt:

  1. In der vom BUND und Misereor herausgegebenen Studie "Zukunftsfähiges Deutschland" wird folgende Rechnung erstellt: Bei einem 8%igen Preisanstieg und einer 25%igen Steigerung der Subventionen könnte die gesamte Landwirtschaft bei Beibehaltung des derzeitigen Einkommens der bäuerlichen Familien ökologisch umgestellt werden. Das ist eine fiktive Annahme für den positiven Extremfall völliger Umstellung.
  2. Die zweite Rechnung steuert ein erstes Etappenziel an und ist ebenso beeindruckend. Der NABU hat vom Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz in Singen berechnen lassen, wie groß die Mehrkosten sind, wenn man in den nächsten 5 Jahren den Anteil der ökologisch bewirtschafteten Anbauflächen auf 10 % verfünffacht: 10 -- 20 DM pro Kopf und Monat (bei sinkenden öffentlichen Ausgaben für die Wasseraufbereitung)!

Diese Preise sind - gemessen an der Kaufkraft - deutlich niedriger als die Lebensmittelpreise aus konventioneller Landwirtschaft im Jahre 1960.

Vermarktung

Etwas überspitzt formuliert: Eine Veränderung der Ernährungsgewohnheiten fängt nicht bei den

Lebensmittelproduzenten, den Bauern, sondern beim verzehrenden Konsumenten an und so beginnt eine neue Landwirtschaftspolitik auch nicht auf dem Lande, sondern in der Stadt. Und um dahin zu gelangen, müssen die Öko-produkte durch den Flaschenhals der Vermarktung mit den für den Ökolandbau hohen Logistik-Kosten. Um dies zu regeln, bedarf es einer dem Umweltschutz verpflichteten Politik.

Städter

Städter meinen, mit all dem wenig zu tun zu haben, sie pflügen nicht und sie halten kein Vieh. Mit der Landwirtschaft ist es eine Crux. Weil die Rinder auf der Weide stehen, denken Städter, dass Landwirtschaftspolitik auf dem Land realisiert wird. Sie wird aber dort realisiert, wo die Produkte verkauft werden, also in der Stadt.

Ökoprodukte kaufen und verzehren ist der Beitrag der Städter und zwar der entscheidende. Es sind nämlich nicht vornehmlich die Bäuerinnen und Bauern, die nicht auf ökologische Produktionsweise umstellen wollen. Im Gegensatz zur konventionellen Landwirtschaft gibt es beim Ökologischen Landbau eine leichte Tendenz steigender Einnahmen (4 %), und noch viel wichtiger, während die Zahl der ökologischen Betriebe im Steigen begriffen ist, fällt die der konventionellen.

Im Blick auf die Kosten ist darauf hinzuweisen, dass die Mehrkosten der Ökoprodukte teilweise kompensiert werden können, wenn man z. B. den Fleischanteil senkt. Der geringere Wasseranteil bei Fleisch und pflanzlichen Produkten führt zu einer größeren Ausbeute, was teilweise die Mehrkosten kompensiert, und zu einem deutlich aromatischeren Geschmack.

  • Probekosten, z. B. Tomaten, Möhren oder Gurken

Handel

40 % der Bevölkerung sind wegen der höheren Preise grundsätzlich nicht bereit Ökoprodukte zu kaufen. 60 % sind zum Kauf von Öko-Lebensmitteln also bereit und finden diese in Reformhäuser, Naturkostläden, Abo-Kisten und die neuen Mitgliederläden, in denen man nur als Mitglied und dafür billiger als im Naturkostladen einkaufen kann, aber wo man kein geschlossenes Paket wie bei der dafür billigeren Abo-Kiste abnehmen muss, in Filialen und Supermärkten von Lebensmitteleinzelhandelsketten, auf Wochenmärkten, Ökomärkten, bei Food Coops (Einkaufsgenossenschaften), sowie bei der Vermarktung vorgefertigter Schnellgerichte, sogenannte Convenience-Produkte, beim Partyservice, Imbiss, in Großküchen und Restaurants.

  • Besuch eines Dritte-Welt- oder Naturkostladens sowie eine konventionellen Einzelhändlers oder einer Filiale einer Einzelhandelskette, Preisvergleich
  • Vergleich der Informationen bei der Vermarktung und auf der Verpackung
  • www.naturkost.de und www.alles.bio.de

So wurden in mehrjährigen Beratungen ein gemeinsames Logo vereinbart haben und dann nicht realisiert. Und dann gibt es immer noch diverse Siegel. Dies alles spielt sich angesichts der seit längerem bekannten Tatsache ab, dass 45 % der Käufer im konventionellen Handel (der die Hälfte aller Käufer von Ökoprodukten versorgt) ein geschütztes Warenzeichen wünschen.

  • Befragung von Käufern

Öffentliches Leben und Politik

Ganz wesentlich ist die markt- und preisstimulierende Wirkung, wenn größere und Großabnehmer sich ökologischer Produkte bedienen. Wachsende Marktanteile ermöglichen vollständigere Produktpaletten und Angebote, die über damit verbundene steigende Nachfrage preissenkend wirken. Auch wenn die dafür notwendige Förderung der Vermarktung derzeit nicht verfolgt wird, sind Schritte möglich, Umsatzhöhen wie in den Nachbarländern nahe zu kommen.

Zum Einwerben von Akzeptanz gehört aber vor allem, dass die staatlichen landwirtschaftlichen Betriebe auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt werden, doch dies geschieht höchst unterschiedlich. In der Hauptstadt geschieht das nur auf 5% der 93 ha umfassenden Flächen, während die zweitgrößte Stadt Hamburg bereits 25% der 3601 ha umgestellt hat und die Wasserbetriebe der drittgrößten Stadt München auf allen Flächen die Umstellung fördert, um damit die Trinkwasserversorgung zu sichern.

Schule in der Öffentlichkeit

Bildung ist als Handlungsgrundlage für Teilhabe an Entscheidungen von der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 gesehen worden: "Bildung ist eine unerläßliche Voraussetzung für die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung und die Verbesserung der Fähigkeit des Menschen, sich mit Umwelt- und Entwicklungsfragen auseinanderzusetzen ... für die Herbeiführung eines Bewußtseinswandels bei den Menschen, damit sie in der Lage sind, ihre Anliegen in bezug auf eine nachhaltige Entwicklung abzuschätzen und anzugehen. Sie (ist) auch von entscheidender Bedeutung für die Schaffung eines ökologischen und eines ethischen Bewußtseins sowie von Werten und Einstellungen, Fähigkeiten und Verhaltensweisen, die mit einer nachhaltigen Entwicklung vereinbar sind, sowie für eine wirksame Beteiligung der Öffentlichkeit an der Entscheidungsfindung." (Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 in Rio de Janeiro - Agenda 21. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Bonn), S. 261).

Umweltbildung ist also gleichermaßen allgemein- wie auch persönlichkeitsbildend. Sie setzt bei den Schülern wie auch bei den Lehrern die Fähigkeit voraus, Probleme und Entwicklungen sensibel und verständnisvoll wahrzunehmen. Zusammenhänge sind in ihren wechselseitigen Verflechtungen zu erkennen. Kommunikations- und Kooperationsbereitschaft werden für vernunftgeleitete Urteile, verantwortungsvolle Entscheidungen und für selbständiges und solidarisches Handeln benötigt.

"Jeder Mensch muß in diesem Wandlungsprozeß seine eigene Handlungsposition finden. Wir können sie für ihn nicht bestimmen. Aber wir möchten einen Vorschlag machen, wie man seine Aufgabe erledigen sollte: bescheiden. Nicht mit unumstößlichem Plan, sondern als Experiment: das eigene Handeln zum Lernen benutzen" (Meadows, Meadows, Randers: Die neuen Grenzen des Wachstums, 1992, S. 274). Dies ist wohl bei keinem Thema derart überzeugend möglich wie bei denen des Landbaus und des Hungers auf der Erde, s. hierzu Landsberg-Becher.

Erfolg schulischer Umwelterziehung in ihren politischen und ethischen Dimensionen wird sehr stark davon abhängig sein, wie sehr die Schule als Institution selber glaubwürdig auftritt. Die Schule muss sich wandeln, den Schulalltag und das Schulleben, wenn sie Nachhaltigkeit, die Inhalte der Agenda 21 und die Ziele der Eine-Welt-Gruppen lehrt. Schule die in deutlicher Differenz zu ihrer Lehre den Alltag gestaltet wird schnell als pharisäisch geoutet und kaum ihrem Bildungs- und Erzieungsauftrag gerecht.

Die Schule als ökologischer Lernort ist sicherlich nicht der Hebel für den ökologischen Wandel der Gesellschaft, wohl aber die Voraussetzung für eine überzeugende Umwelterziehung. Ökologische Gestaltung des Schulalltags ist dabei ebenso bedeutsam wie das -- auch wenn es z. Z. bei den bildungspolitischen Restriktionen wenig aktuell ist -- Herausgehen aus der Schule und den Erkundungen vor Ort, beim Händler, in der Markthalle und vor allem auf dem Bauernhof.

Hier also ist der besondere Auftrag der Schule für umweltverträgliches Wirtschaften begründet. Dieser geht weit über das Wirtschaften selbst hinaus und betrifft den Auftrag der politischen Bildung. Erweitert wird er durch die Unterrichtspraxis, s. hierzu Landsberg-Becher3.

Literatur

AGÖL(Hrsg.), 1997: Wasserschutz durch ökologischen Anbau, ISBN 3-00-01770-4

AgrarBündnis: Der Kritische Agrarbericht. Jährlich erscheinendes Jahrbuch des AbL Bauernblatt Verlags, Rheda-Wiedenbrück

Die Verbraucher Initiative und Stiftung Ökologie & Landbau (Hrsg.) 19956: Einkaufen direkt beim Bio-Bauern. Bad Dürkheim (SÖL), Sonderausgabe Nr. 26

Feyer (B.) & Lehmann, B. (Hrsg.) (1995): Betriebswirtschaft im biologischen Landbau. Bad Dürkheim (SÖL), Sonderausgabe Nr. 57

Landsberg-Becher, J.-W. & Seidler, F. (2000): Umweltverträgliche und gesundheitsfördernde Ernährung in der Schule. In: Schule in Aktion, IV 21, S. 1-20, Berlin (Raabe)

Landsberg-Becher, J.-W. (2000): Ökologischer Landbau -- Interdisziplinäre Umweltbildung. In: Das Lehrerhandbuch, F 4.2, S. 1-20, Berlin (Raabe)

Schilke, Karl (1992): Agrarökologie -- Kursmaterial für die Sekundarstufe II. Metzler (Stuttgart)

Schlaht B. & Driewer, R.: Übernachtungsverzeichnis für Radwanderer, AK Ökologisches Reisen, Dormblick 1, 38446 Wolfsburg, 16 DM + Porto

Fuss (J.) & Baerens M. (1999): Urlaub auf Biohöfen in Deutschland, Grüne Liga, PF 11 02 43, 19002 Schwerin, 18 DM oder auch www.biohoefe.de

Weitere Infos im Internet unter www.umweltbildung-berlin.de