Eine ungewöhnlich hohe Salzfracht in der Saale wurde von den Schulen gemessen. Dabei stellte sich heraus, dass diese zu einem großen Teil aus der kleinen Salza stammt. Da kein Kaliabbau o. ä. zu verzeichnen war, wurde die Frage nach der Herkunft des Salzes verfolgt:

Die unterirdische Fracht der Salza*)

Von Johann-Wolfgang Landsberg-Becher

Zwischen der Geburtsstadt Luthers, Eisleben, und Halle fließen einige Gewässer in den Süßen See, aus dem dann - welch Widersinn der Namen - die Salza austritt und später unterhalb von Halle in die Saale mündet. Kurz hinter dem Süßem See fließt die Weida in die Salza. In diesem Gebiet ist eine Fläche von ca. 4 mal 8 Km kaum besiedelt, nur eine Landstraßen und die B 80 verlaufen dort. Mitten im Land liegen am Südrand dieser Fläche die Orte Röblingen und Wansleben mit den merkwürdigen Zusätzen "am See". Dieser See bestand bis zum vorletzten Jahrhundert und hieß Salziger See. Die Salza floss damals vom Süßen durch den Salzigen See in die Saale.

Wasser, das am Ostrand des Harzes in der Mansfelder Mulde versickerte und nach Osten weiter floss, löste bei dem späteren Weg an die Oberfläche Steinsalz und trat als Solquellen auf. Der Materialverlust auf Grund der herausgelösten Salze führte zu Bodensenkungen, in denen sich dann Seen bildeten, u. a. auch der Süße und der Salzige See.

Seit dem 16. Jahrhundert wird hier Kupferschiefer abgebaut. Vor 150 Jahren kam es auf Grund der Fortschritte in der Bergbautechnik und der zunehmend größeren Teufen zu Schwierigkeiten mit dem Grubenwasser. Man begann zu entwässern und konnte zur Kupferförderung unter das Salzlager gelangen. Die ehedem die Seen speisenden Solquellen wirkten damit aber wie Negativbrunnen und wiederholt stürzte Wasser aus den Seen durch die Quellen und das Steinsalz in die Stollen. Allein aus dem Salzigem See flossen auf diese Weise in den Jahren 1892 bis 1894 ungefähr 75 Millionen Kubikmeter Wasser in die Schächte. Zur Sicherung des weiteren Betriebs des Bergbaus wurde der Salzige See leer gepumpt. Biedersee, Kernersee, Teufe, Aselebener und Hellerloch Flur sind verbliebene Restseen.

Mit dem Ende des Bergbaus wurde auch die Wasserhaltung eingestellt. Von 1970 bis zum Ende der achtziger Jahre erholte sich das Grundwasserreservoir. In den neunziger Jahren überschritten die Pegel zunehmend den Seeboden und führten zu Standsicherheitsproblemen an den dort verlaufenden Straßen. Zunehmend mehr Wasser wird deshalb abgepumpt und der Salza zugeführt. Mitte der neunziger Jahre war die Fördermenge vervierfacht und machte etwa die Hälfte des Inhalts des Salzigen Sees aus.

Die Landesregierung Sachsen-Anhalts diskutiert entsprechend der Koalitionsvereinbarung das Wiederenstehen des Salzigen Sees , der dann neben Natriumchlorid viel Calciumsulfat und Hydrogencarbonat, also ausgesprochen hartes Wasser, enthalten wird. Vor dem Fluten müssen Wohnbauten, Straßen, Hochspannungsleitungen und ein Friedhof verlegt sowie Altlasten beseitigt werden. Diese die Umwelt, insbes. die Salza entlastende Maßnahme des Wiederenstehens des Salzigen Sees bringt für das Mansfelder Land einen weiteren Gewinn. An die Traditionen des vorletzten Jahrhunderts anknüpfend könnten in dieser Region Fremdenverkehr und Kurbetrieb gefördert werden, Bad Oberröblingen ist bereits jetzt das meist besuchte Bad Mitteldeutschlands.


*) Wesentliche Informationen aus Nitsche, Heiko (1999): Die Wiederentstehung des Salzigen Sees. Abschlussarbeit im Fach Umweltanalytik.
Messungen: Sekundarschule Wettin, Karin Ziegner.